Praxis für Osteopathische Medizin

Säuglingsosteopathie

Im Ursprungsland der Osteopathie, den U.S.A., hat die osteopathische Unter-
suchung des Neugeborenen (osteopathisches Screening) den gleichen Stellen-
wert, wie die Untersuchungen des Kinderarztes.

Beide, der Kinderarzt sowie der Osteopath, gehen nach systematischen

Anhaltspunkten ihrer Untersuchung nach und stellen ggf. einen Befund fest.
Dieser wird dann entsprechend therapiert.

Was für den Kinderarzt die Impfungen oder die Gabe von benötigten

Medikamenten darstellt, ist für den Osteopathen die manuelle Untersuchung

und Behandlung.

Eine möglichst frühe Untersuchung und ggf. Behandlung durch einen

Osteopathen, deckt vorhandene Blockierungen, Defizite oder Regulations-störungen schnell auf.
Durch die baldige Behandlung ist es möglich, langfristigen Entwicklungs-
störungen effizient vorzubeugen.

Als Ursache für verschiedene Probleme im Säuglingsalter gelten Druck auf

den Schädel des Fetus (z.B. durch Vernarbung des Uterus oder einfach eine

ungünstige Lage im Mutterleib), zu starker Druck im Geburtskanal (auch

einseitig, durch Fehlstellung des mütterlichen Beckens), eine Stagnation des
Geburtsvorgangs, Einsatz von Saugglocke / Zange und der Kaiserschnitt.

Bei einer Stagnation des Geburtsvorganges kann der Einsatz von Saugglocke,
Zange oder Kaiserschnitt lebensrettend sein!

Dennoch kann dieser Einsatz Folgen für die spätere Entwicklung des
Neugeborenen mit sich bringen.

Als eine grundlegend wichtige Störung ist beispielsweise die Saug- und
Schluckstörung zu nennen.


Eine behinderte Nahrungsaufnahme stört die Entwicklung des sonst gesunden
Säuglings erheblich.
Durch verschiedene Öffnungen im Bereich der Schädelgrube gelangen wichtige
Nerven vom Gehirn zu den entsprechenden Versorgungsgebieten.
Liegen hier bereits Hindernisse in Form von engen Durchtrittsöffnungen vor,
wird der versorgende Nerv in seiner Funktion eingeschränkt sein.
Die jeweilige Muskulatur kann nicht wirkungsvoll arbeiten, womit der Boden
einer Saug- und Schluckstörung gelegt ist.

Durch den Einsatz von spezifischen Techniken der Osteopathischen Medizin
ist es möglich, solche Engpässe wirkungsvoll zu therapieren.

Eine weitere Störung des kindlichen Organismus stellen die sog. 3 Monats-
koliken dar.


Diese Störungen des Verdauungssystems sind, bis zu einem gewissen Grad,
normal, da sich der Verdauungstrakt auf eine Vielzahl neuer Bakterien ein-
stellen muss, die im Mutterleib noch nicht vorhanden waren.

Quält sich der Säugling damit jedoch zu stark, ist eine weitere Entwicklung
des Organismus durch die ausschließliche Beschäftigung mit den Schmerzen
eingeschränkt.
Eine vegetative Dystonie (=Störung des vegetativen Nervensystems) kann
entstehen.


In deren Folge schreit das Kind häufig, überstreckt und windet sich, um den
Spasmen im Verdauungstrakt entgegenzuwirken. Durch die Verkrampfungen im
Verdauungstrakt kommt es nicht selten zum Ausspeien der aufgenommenen
Nahrung.


Hier ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich um die Folgen der Spasmen,
eine Verschlussstörung des Magens (Reflux) oder um eine ösophagiale Enge
(Enge in der Speiseröhre, Pylorusstenose) handelt.

Auch hier kann mit speziellen osteopathischen Techniken häufig eine

Besserung der Symptomatik erreicht werden.

Beim KISS Syndrom (Kopfgelenk induzierte Symmetrieströrung) steht eine Bewegungsstörung der Halswirbelsäule im Vordergrund.

Das KISS Syndrom wird in 2 Grade eingeteilt:
KISS Grad 1 = das Kind hält und bewegt den Kopf einseitig
KISS Grad 2 = das Kind hält den Kopf in einer fixierten Zwangshaltung und
überstreckt sich

Gerne wird hierbei von einer "Lieblingsseite" gesprochen, wobei sich die
Problematik "verwächst".

Tatsächlich ist es möglich, dass die Selbstregulation des Organismus diese
Problematik eigenständig in den Griff bekommt.

Ist dies nicht der Fall, kann es zu bleibenden Defiziten wie einer Schädel-
assymetrie, mit späteren Folgen für die Wirbelsäule, den Bewegungsablauf
und damit der Entwicklung des Kindes kommen.
Weiterhin kann die Problematik jedoch auch zu "akuten" Folgen, z.B. für die
Entwicklung der Augenhöhle und damit zu Fehlsichtigkeit oder Schielen,
führen.

Durch eine osteopathische Behandlung kann eine Regulierung dieser

Störungen bewirkt werden.

Innerhalb des Formenkreises der neurologischen Erkrankungen können
osteopathische Behandlungstechniken ebenfalls sehr gute Behandlungserfolge
erzielen.
Im Vergleich mit physiotherapeutischen Behandlungstechniken, wie Bobath

oder Voita, sind die Ansätze der Behandlung zwar verschieden, die Ergebnisse
der Osteopathischen Behandlung sprechen jedoch für sich.

Sollte eine Behandlung mit Bobath oder Voita durchgeführt werden, empfehle
ich jeweils entweder das eine oder das andere, ggf. im Wechsel, anzuwenden,
da die Masse an verschiedenen Einflüssen der verschiedenen Behandlungen

den kindlichen Organismus meist überfordert.

Somit kann dann häufig leider nicht das gewünschte Ergebnis erzielt werden.

Die hier aufgezählten Symptome und Befunde stellen nur einen kleinen Teil
der Möglichkeiten dar.
Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrem vertrauten Kinderarzt über die Therapie
oder suchen Sie einen Osteopathen in Ihrer Umgebung auf.